Restaurierung unserer Friese-I-Orgel

Einweihungsfeier der Friese-Orgel

Am 12. September konnten wir unsere „neue“, restaurierte Friese – I – Orgel in Besitz nehmen und sie auch hören. Dies war uns Grund genug, die Einweihung zu feiern.

Danksagung

Frau Sabine Dallmeier-Peschke hielt als Vorsitzende die Dankesrede des Kirchgemeinderates:

Foto: Kerstin Vogt, Blitz-Verlag

Der Kirchengemeinderat der Kirchengemeinde Groß Salitz möchte an dieser Stelle allen herzlich danken, die einen Beitrag zur Restaurierung der Friese-I-Orgel und der Turmraumsanierung geleistet haben.

In besonderer Weise gilt dieser Dank der lokalen LEADER-Aktionsgruppe der Mecklenburger Schaalseeregion, durch die wir einer erheblichen Förderung durch das europäische Förderprogramm LEADER teilhaftig wurden. Dank den LEADER-Regionalmanagerinnen Frau Kusche und Frau Homann für die hilfreiche und kompetente Beratung.

Danke für die gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und dem staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt. Der mecklenburgische Kirchenkreis unterstützte uns dankenswerterweise mit Geldern des Orgelfonds.

Es kamen im Laufe der Jahre viele Spenden zusammen, von Menschen aus ganz Deutschland und aus den umliegenden Dörfern, und von den Mitgliedern und Freunden des Fördervereins Marienkirche. Allen sagen wir herzlichsten Dank!

Unser Dank gilt auch dem Orgelsachverständigen des mecklenburgischen Kirchenkreises Herrn Friedrich Drese für seine kompetente Leitung des Projektes, zeitaufwändigen Zuarbeiten für Antragstellungen und dass er heute diesen Festtag krönen wird mit einem Konzert.

Ein herzliches Dankeschön gilt aber auch Herrn Pastor Schnepf, der ebenfalls mit viel Zeitaufwand und Unterstützung des Fördervereins, zahlreiche Anträge ausgefüllt und bearbeitet hat und den Mitarbeitern der Kirchenkreisverwaltung Herrn Tiede und Frau Reil-Romanski.

Große Leidenschaft und Sensibilität für die „Königin der Instrumente“ und höchste Handwerkskunst bei der Restauration zeigten der Orgelbau­meister Andreas Hahn und der Intonateur Reinhard Schäbitz und Team der Fa. Jemlich Orgelbau Dresden. Welch ein Geschenk haben sie alle der Kirchengemeinde gemacht! Allerherzlichsten Dank!

Grußwort von Pastor Christian Schnepf

Liebe Orgelfreunde,
liebe Gemeinde,

„Jetzt hören Sie Geräusche, später hören Sie Musik.“ So lauteten die Worte des Orgelsachverständigen Friedrich Drese bei einer Orgelführung in Groß Salitz vor der Restaurierung. Wie recht er hatte! Nach einer zweijährigen Planungsphase und aufwendiger Restaurierung hören wir nun endlich wieder Musik.

Die Groß Salitzer Orgel war doch schon ganz schön in die Jahre gekommen und gab im Jahr ihres 200. Geburtstag ihren letzten Ton von sich – ganz dramatisch mitten im Heiligabend-Gottesdienst beim Lied „Vom Himmel hoch da komm ich her  …“. Wie gut, dass der Kirchengem­einderat nur kurze Zeit vorher ihre Restaurierung beschlossen hatte.

Dank hervorragender Arbeit der Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden ist die Spielbarkeit dieses wertvollen Instruments nun wieder für viele Jahrzehnte gesichert; den Menschen zur Freude und Gott zur Ehre.

Gleichzeitig können wir auch unseren Turmraum neu einweihen, dessen Sanierung in den Händen von Architekt Andreas Möller und vieler versierter Handwerker lag. Vielen Dank für die wunderbare Arbeit!

Wie schön, dass wir diesen Tag heute auch verbinden können mit dem 30. Dienstjubiläum unserer Kantorin Annette Burmeister. Durch ihre langjährige Tätigkeit hat sie der Kirchenmusik in der Kirchenregion Gadebusch ihr ganz eigenes Gepräge gegeben und damit ein Kulturgut gepflegt, das weit mehr ist als nur eine Zierde für den Gottesdienst. Kirchenmusik ist eine Form der Verkündigung. Sie schafft Klangräume, in denen Begegnung mit Gott möglich wird. Danke an Annette Burmeister, die uns immer wieder die Tür zu diesen Räumen offen hält!

So möge uns der Glaube auch und besonders in seinen musikalischen Ausdrucksformen durch unsere Zeiten tragen!

Geschichte der Friese-I-Orgel

Orgelsachverständiger Friedrich Drese

Der Orgelbauer Friedrich Jacob Friese (genannt Friese (I), weil es nach ihm zwei weitere Generationen Friese mit dem Rufnamen Friedrich gab), wurde am 28. August 1765 im pommerschen Bassendorf, gelegen an der Trebel nahe der Grenze zu Mecklenburg, getauft. Sein Vater Matthias Friese (1739-1786) war Dorflehrer und Organist und hatte das Orgelbauhandwerk autodidaktisch erlernt.

Es gibt keinen anderen Hinweis auf eine Lehrtätigkeit des jungen Friedrich als die Vermutung, dass er ausschließlich dem Vater über die Schultern geschaut hat. Wie der Vater begann er seinen beruflichen Weg neben dem Orgelbauerhandwerk als angestellter Lehrer und Organist. 1790 zog er dafür in das mecklenburgische Polchow bei Laage. Nach dem Neubau mehrerer Orgeln verlegte er 1802 die Werkstatt in das zentraler gelegene Parchim, das ihm als Stadt in einiger Hinsicht Vorteile bot. Fortan war er ausschließlich Orgelbauer und nahm eine führende Rolle in Mecklenburg-Schwerin ein, denn neben ihm wirkte nur eine geringe Zahl Kleinmeister im Lande. Er starb am 5. November 1833 in Parchim. In einem Nachruf beziffert der Neffe Friedrich Friese (II) die Zahl neuerbauter Orgeln mit 37. Vielleicht sind Umbauten mitgezählt, die aktuelle Forschung kennt lediglich 30 erbaute Orgeln.

Die Orgel in Groß Salitz gehört in die mittlere Phase des Schaffens. Dennoch zeichnet sich eine Konstanz in der Struktur seiner Orgeln ab, die sowohl die äußere Gestaltung als die klangliche Zusammensetzung betrifft. Die große Ähnlichkeit aller seiner Projekte lässt darauf schließen, dass Friese der alleinige Entwerfer war. Sie ähneln sich in ihren Proportionen, der Anordnung und Größe der Pfeifenfelder und gestalterischen Details.

1819 wurde die Orgel in Groß Salitz mit zehn Registern auf einem Manual gebaut. Sie bekam auch eine Pedalklaviatur, die ohne eigene Pfeifen an die Manualtasten angehangen wurde. Das heißt, mithilfe seiner Füße kann der Organist zusätzlich zu beiden Händen ein oder zwei Töne spielen.

Die Restaurierung hat ergeben, dass Friedrich Friese zumindest beim Bau von Dorforgeln noch sehr dem Klangideal der Barockorgel verhaftet war. In der Groß Salitzer Orgel sind kräftige, charaktervolle Stimmen versammelt. In dieser Hinsicht war er anderen Orgelbauern hinterher. Weitsichtig jedoch baute Friese die Manualklaviatur bis d3 statt wie viele andere vor und auch noch nach ihm bis c3. Ein großes Repertoire von Orgel- und barocker Klaviermusik ist damit zu spielen möglich.

Nach 1900 wurde die Orgel mehrmals verändert. Orgelbauer Marcus Runge aus Schwerin baute eine neue Maualklaviatur ein. 1917 mussten die Prospektpfeifen abgeliefert werden. Vermutlich im Zusammenhang mit dem Einbau von Ersatzpfeifen aus Zink um 1920 wurden die beiden oberen kleinen Pfeifenfelder mit Holzplatten verschlossen. Irgendwann wurde die Vorderseite des Gehäuses braun überstrichen. Die Disposition wurde reduziert, auf hohe Register dabei verzichtet und das Pfeifenwerk tiefer gestimmt.

Um mehr Platz auf der Empore zu bekommen, wurde um 1933 die Orgel nach hinten versetzt. Spätestens dabei wurden die Keilbälge hinter der Orgel entfernt. Für den Einbau eines neuen Balges in den Orgelunterbau musste die Orgel um etwa 40 Zentimeter gehoben werden. In den letzten Jahrzehnten waren nur noch sechs teilweise stark veränderte Register in der Orgel.

Mit der umfangreichen Wiederherstellung der Kirche geriet schließlich auch die Orgel in den Blick. Allein schon deren braunes Äußere passte nicht mehr zum hellen Kirchenraum. Insgesamt befand sich das Orgelwerk in einem äußerst maroden und durch die gravierenden klanglichen Veränderungen rudimentären Zustand, der kaum erahnen ließ, wie die ursprüngliche Orgel einmal geklungen hatte.

Die Restaurierung der Orgel wurde an den Jehmlich-Orgelbau Dresden vergeben. Für die Restaurierung des Gehäuses zeichnete Restaurator Matthias Bresien verantwortlich.

Ziel war die Wiederherstellung der Prospektgestalt in der Farbigkeit der Erstfassung und der Öffnung aller Pfeifenfelder mit dem Neubau von Prospektpfeifen in authentischer Form. Die Rekonstruktion der ursprünglichen Klanggestalt wurde Ziel der Orgelrestaurierung, die im Jahr 2020 begann. Als gewachsene Bestände – weil handwerklich solide gebaut und von keinem bis nur geringem spieltechnischem Einfluss – blieben erhalten der Magazinbalg, zwangsläufig deshalb die Höhersetzung des gesamten Gehäuses, die Manualklaviatur und kleine technische Veränderungen wie die Messingpulpeten der Windladen. Ein großer Teil des Pfeifenwerkes war durch Umsetzen innerhalb der Orgel und Kürzen der Körperlängen zwar erhalten, musste jedoch umfangreich restauriert werden. Das Register Trompete war vollständig verloren gegangen und wurde nach den in Lübtheen original erhaltenen Friese-Pfeifen rekonstruiert.

Der Orgel in Groß Salitz kommt eine relativ hohe Bedeutung als eine der wenigen erhaltenen Friedrich Friese (!)-Orgeln zu.

BESCHREIBUNG
Erbauer: Friedrich Friese (I)
Baujahr: 1819
Ein Manual, angehängtes Pedal, zehn Register
Zwei Schleifwindladen
Mechanische Traktur
Tastenumfänge: Manual C-d3 (51 Tasten) / Pedal c-ci
Magazinbalg (nicht original)

Manual/ c-cl
Principal 8′
Gedact 8′
Gemshorn 8′
Flöte 4′
Quinta 3′
Octave 2′
Waldflöte 2′
Sesquialtera
Mixtur 3fach
Trompete 8′ Bass
Trompete 8′ Diskant

Pedal/ C-g, fest angehangen
Tremulant (rekonstruiert)

Tonhöhe: ca. 1/2 Ton über a=440 Hz

Bilder von der Restaurierung

Die folgenden Bilder zeigen sehr deutlich, in welchen Zustand sich die Friese – I – Orgel vor der Restaurierung befand, es werden auch werden viele Details einer Orgel sichtbar.