Mit der Kirche ins Netzwerk

Pastorin Ariane Baier und Sabine Dallmeier-Peschke bauen auf die neue Herausforderung mit der „FahrradKulTourKirche“ in Groß Salitz.
Pastorin Ariane Baier und Sabine Dallmeier-Peschke bauen auf die neue Herausforderung mit der „FahrradKulTourKirche“ in Groß Salitz.
Vier Neue in einer Gruppe von 107 Aktiven: Die Regionalmarke „Biosphärenreservat Schaalsee – Für Leib und Seele“ bleibt eines der bekanntesten Aushängeschilder zur Vermarktung regionaler Produkte. Das wurde beim jüngsten Vergabetreffen unter dem Dach der Groß Salitzer Kirche deutlich. Nicht nur, dass der Förderverein der Kirche und die Kirchgemeinde jetzt Teil eines Netzwerkes aus Künstlern, Unternehmern und Hoteliers sind. „Mit unser ,FahrradKulTourKirche Groß Salitz‘ wollen wir erreichen, dass die Mensch wieder eine Beziehung zum Haus entwickeln“, sagt Pastorin Ariane Baier. Dabei stehen nicht die sonntäglichen Gottesdienste im Vordergrund. Hinter „FahrradKulTourKirche“ verbergen sich eher touristisch ausgerichtete Angebote.

Baier gewährt am Turm des aus Back- und Feldsteinen errichteten Hauses einen Blick in die Geschichte: „Es handelt sich hier um eines der ältesten Bauwerke mit Teilen aus dem 13. Jahrhundert.“ Dorfgeschichte, Siedlungsgeschichte lassen sich vor Ort erfahren. Ein Haus, das offen sei. „Wir schließen niemanden aus“, sagt Sabine Dallmeier-Peschke vom Kirchgemeinderat. Man freue sich sehr auf eine Vernetzung mit den verschiedensten Akteuren und dass dabei die touristischen und kulturellen Angebote weiter publik gemacht würden. Die Verbindung zum Biosphärenreservat sei eigentlich selbstverständlich. Dallmeier-Peschke: „Beim Reservat geht es u. a. um die Erhaltung und Bewahrung der Natur, was auch ein urchristliches Anliegen ist, wir nennen es Wahrung der Schöpfung.“ Aus Groß Salitzer Sicht handelt es sich bei der Initiative „FahrradKulTourKirche“ um die erste ihrer Art im Landkreis.

Die „FahrradKulTourKirche“ möchte in Verbindung mit ihrem Gemeinderaum Anlaufpunkt für Wanderer, Pilger, Radreisende und Kulturinteressierte sein. „Fahrradflickzeug bereithalten, ein einfaches Essen anbieten, Getränke und Informationen über Aktivitäten in der Region bereitstellen“, zählen Dallmeier-Peschke und Pastorin Ariane Baier die vielfältigen Möglichkeiten auf.

Das Treffen im „kleinen“ Netzwerk unter dem Dach der Kirche trägt durchaus erste Früchte. Kerstin Pohle von der „ riha WeserGold Getränke GmbH & Co. KG – Betriebsstätte Dodow“ kann sich vorstellen, dass das Unternehmen durstige Reisende mit Apfelsaft versorgt. Eine Idee, die beide Seiten nun zeitnah besprechen möchten.

Nicht weniger interessiert an Kooperationsmöglichkeiten sind Detlef Esch und Sonja Steuber aus Salem. Sie gehören zu den bislang noch wenigen Partnern und Anbietern westlich des Schaalsees: „Wir sind vor einem Jahr nach Salem gezogen und bieten dort drei Ferienwohnungen in einem alten Bauernhaus an.“ Ruhe und Entspannung seien das Credo. Eben das wolle man gerne im Verbund mit den Menschen im Sinne der Region bewerben.

Neu im Verbund ist Stefanie Beutler. Die gelernte Holzbildhauerin beschäftigt sich mit Bildern und Stickereien. Ihre Motive setzt sie u.a auf Taschen in ihrer Lassahner Werkstatt um. Ihr Ziel: „Ich erhoffe mir durch zahlreiche neue Kontakte, auch neue Wege in der Vermarktung zu finden.“

Die Bauernstube Breesen erhält eine Verlängerung des Zertifikates „Mit Leib und Seele“. Erwin Poweleit ist begeistert von so vielen neuen Ideen. Beim Rundgang in der Groß Salitzer Kirche schaut er mit Freude auf die Inneneinrichtung: „Als junger Mensch habe ich an der Fertigung des Holzgestühls mitgearbeitet.“ Nun wird die Kirche Teil eines Projektes, in dem sich die Bauernstube seit Jahren engagiert.

Galerist Ulrich Rudolph aus Testorf sieht in einer derartigen Verschmelzung von vielfältigen Angeboten und Menschen mit unterschiedlichsten Interessen den eigentlichen Erfolg: „Hier am Schaalsee treffen sich Menschen aus Ost und West. Sie lieben u.a. zeitgenössische Kunst und die Natur. Somit wäre eine Schaalseeregion ohne Verwaltungsgrenzen ein zukunftssicherer Weg.“

Gerd Schriefer vom Förderverein des Biosphärenreservates Schaalsee sieht da noch reichlich Potenzial. „Wir sind 1998 mit drei kleinen Unternehmungen gestartet. Heute zählen wir 107 Markeninhaber. Darunter Schulen, Kindergärten, Künstler, Hotels, Pensionen als auch Unternehmen.“

von Volker Bohlmann (Gadebuscher-Rehnaer Zeitung, 01.10.2016)